Lernen ist bei uns Persönlichkeitsbildung

Die Grundgedanken der Waldorfpädagogik sind heute so modern wie früher: Die Quelle aller schöpferischen Entwicklung liegt in jedem einzelnen Menschen. Die gleichmäßige Anregung und Pflege aller Kräfte ist eine wesentliche Grundlage für die Persönlichkeitsbildung. Sie befähigt Kinder dazu, als Erwachsene Entscheidungen aus einer inneren Freiheit heraus zu treffen, kreativ zu handeln und sich bewusst als Teil einer sozialen Gemeinschaft zu erleben. Diese Gedanken sind in unserem Schulleben tief verankert.

Die Klassenlehrerzeit der ersten Jahre

Die ersten acht Schuljahre der Kinder sind bei uns durch die „Klassenlehrerzeit“ geprägt. Der Klassenlehrer ist der Ansprechpartner für alle Eltern und Kinder seiner Klasse. Sein Hauptunterricht bestimmt jeden Morgen die ersten beiden Unterrichtsstunden Ihres Kindes. Dabei steht vor allem das soziale Miteinander im Vordergrund, denn eine Atmosphäre der Geborgenheit in der Klassengemeinschaft ist die beste Grundlage für ein gemeinsames jahrelanges Lernen und Arbeiten. Der tägliche Rhythmus gibt den Kindern dabei zusätzlich Sicherheit und Halt. Wir sehen hier täglich, wie groß das Bedürfnis der Kinder ist, gesehen und wahrgenommen zu werden.

Förderung der Nachahmungskräfte

In den ersten zwei Schuljahren sind die Nachahmungskräfte der Kinder noch sehr stark ausgeprägt. Wir fördern sie mit gemeinsamem Singen, Rezitieren und Flöten, aber auch mit Plastizieren, Malen, Finger- und Fadenspielen. Diese Tätigkeiten dienen sowohl der Feinmotorik und Körperbeherrschung als auch der Entwicklung des Gehirns. Daher sind sie eine wichtige Voraussetzung, um unsere Kulturtechniken Schreiben, Rechnen und Lesen gut lernen zu können.

Der Epochenunterricht

Fächer, deren Sachgebiete in sich geschlossen behandelt werden können, wie Deutsch, Geschichte, Mathematik oder Naturwissenschaften, werden bei uns in sogenannten „Epochen“ unterrichtet. Das heißt, dass die Kinder für drei bis vier Wochen ganz in ein Sachgebiet eintauchen können. Der Klassenlehrer entscheidet dabei selbst, welche Epoche wann im Schuljahr zu seiner Klasse passt. So entsprechen die Inhalte dem jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder. Denn unser Anspruch ist es, dass die Kinder stets gerne in die Schule kommen und die neuen Inhalte freudig interessiert aufgreifen und verinnerlichen.

Die Oberstufe

Auch nach dem Übergang in die Oberstufe bleibt die Unterrichtsstruktur grundsätzlich erhalten, die Fächer werden nun jedoch von verschiedenen Lehrern unterrichtet. Damit rücken die Inhalte der Fächer in den Mittelpunkt und die Flexibilität im Denken kann sich weiterentwickeln. Das Ziel der Oberstufe ist es, die Schüler darin zu unterstützen, ihre eigene Urteilsfähigkeit auszubilden. Anstelle des Klassenlehrers ist nun ein Tutor für die Klassen zuständig, der sie die ganze Oberstufe hindurch bis zu den Abschlüssen begleitet.

Akzente der unterschiede zur Regelschule
Klasse 1-2
Bildung der Klassengemeinschaft durch künstlerische Elemente, bildhaften Anfangsunterricht und Bewegungsspiele. Russisch- und Englischunterricht, Handarbeit, Eurythmie

Klasse 3
Pflügen, Säen, Ernten auf dem Acker, Handwerkerbesuche, erste Grammatik

Klasse 4
Meilerbau beim Köhler, erste Heimatkunde sowie Menschen- und Tierkunde, Beginn des Bruchrechnens

Klasse 5
Olympiade zusammen mit der Freien Waldorfschule Vaihingen/Enz, Klassenorchester, erste Geschichte und Pflanzenkunde

Klasse 6
Zirkusprojekt, erster Physikunterricht, Beginn des Musikprojekts

Klasse 7
Marionettenprojekt, erster Chemieunterricht

Klasse 8
Theaterprojekt und individuell gewählte Jahresarbeit mit Präsentation, Biologie des Menschen

Klasse 9
Mehrwöchiges Landwirtschaftspraktikum auf selbst gewählten Einzelhöfen, Tanzkurs

Klasse 10
Feldmesspraktikum mit der ganzen Klasse und dreiwöchiges Betriebspraktikum alleine

Klasse 11
Dreiwöchiges Sozialpraktikum in einer selbst gewählten Einrichtung, Schüleraustausch im Fach Russisch

Klasse 12
Theaterprojekt, Kunst- und Kulturfahrt, individuell gewählte Jahresarbeit mit Präsentation, Eurythmieabschluss, Realschulprüfung

Klasse 13
Fachhochschulreife-Prüfung und Abitur, Abiturienten-Vorspiel

„Nur wenn ein Vertrauensverhältnis in den ersten Schuljahren entsteht, können auch Höhen und Tiefen im vorpubertären Alter gut bewältigt werden.“